Kommission will Zwischenbericht über Bluttest-Skandal vorlegen – Maßgebliche Bluttestforscherin noch nicht angehört

Wenige Tage vor der Entscheidung über den Exzellenzstatus für die deutschen Universitäten und fünf Monate nach dem Bekanntwerden des Bluttest-Skandals hat sich am Heidelberger Universitätsklinikum (UKHD) sowie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nach Recherchen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) abermals ein Fehler bei der Kommunikation von medizinischen Forschungsergebnissen ereignet.
 
Die Universitätsklinik hatte in einer Pressemitteilung am 19. Februar 2019 mit der optimistischen Überschrift „Schwerionen-Therapie überwindet Resistenz von Hirntumoren“ mitgeteilt, dass man gegen eine sehr aggressive Hirntumorart (Glioblastome) die Kohlen-Stoff-Ionen-Bestrahlung einsetzen werde, um damit die Immuntherapie gegen diese bislang unheilbare Tumorerkrankung möglicherweise effektiver zu machen. Nach einer derartigen Bestrahlung, hieß es in der damaligen Pressemeldung, seien Glioblastome „eventuell für das Immunsystem leichter angreifbar“. In der Pressemitteilung der Klinik blieb aber unerwähnt, dass sich die positiven Befunde dieser neuen Behandlungsart größtenteils auf präklinische Studien an Mäusen stützen. Zu diesem Fehler erklärte eine Sprecherin des DKFZ nun auf Anfrage der FAZ: „Hier muss ich in der Tat Versäumnisse eingestehen: Der Text wurde von einer externen Autorin verfasst und durch einen medienunerfahrenen Wissenschaftler sachlich geprüft – und ich hatte die zugrundeliegende Publikation nicht vollständig gelesen, so dass diese missverständlichen Aussagen leider stehengeblieben sind.“ Auch die zu vollmundige Überschrift sei später angepasst worden. Das Universitätsklinikum hatte die Meldung des DKFZ übernommen und Korrekturen zur Maus-Studie in der Meldung erst auf Nachfrage dieser Zeitung eingefügt.
 
Hoher wirtschaftlicher Druck
 
Die Sprecherin der Universitätsklinik sagte hierzu, das Klinikum habe sich bei der Veröffentlichung der Meldung keineswegs „unwissenschaftlich“ verhalten: „Wir haben die Pressemeldung des DKFZ übernommen, es handelt sich um ein hochseriöses Institut, die Mitteilung war mit den Forschern und Wissenschaftlern abgestimmt. Das war ein normaler Vorgang.“ Der Fall zeigt innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal, wie sensibel und kompliziert es ist, gerade beim Thema Krebs medizinwissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln. Die zum Klinikum gehörende „Ionen-Strahl-Therapie-Betriebsgesellschaft“ erwirtschaftete 2018 nur einen kleinen Überschuss von 44000 Euro. Eine bessere Auslastung und Wirtschaftlichkeit liegt somit im Interesse der seit 2018 defizitären Klinik.
 
Burwinkel wurde noch nicht angehört
 
Eine vom Aufsichtsrat des Klinikums eingesetzte Kommission untersucht seit März den Verstoß gegen grundlegende Wissenschaftsprinzipien bei der Publikation des Bluttests. Am Dienstag will sie dem Aufsichtsrat einen Zwischenbericht vorlegen. Ob aufgrund des Zwischenberichts in der Führung der Universitätsklinik personelle Konsequenzen gezogen werden, ist noch unklar. Nach Informationen der FAZ ist die Grundlagenforscherin und maßgebliche Entwicklerin des Bluttests am „Deutschen Krebsforschungszentrum“ (DKFZ), Barbara Burwinkel, von der Kommission für den Zwischenbericht bis jetzt immer noch nicht angehört worden, obwohl die Wissenschaftlerin dies der Kommission angeboten hatte.